Die Götter der Maya und Azteken
In unserem letzten Text haben wir einen Blick auf die Kultur der Maya, der Azteken und der Inka geworfen. Heute möchten wir zum ersten Mal ins Detail gehen und uns der Götterwelt Mittelamerikas widmen. Satan hat damit leider nichts zu tun. Oder doch?
Maya:
Den Kalender der Maya kennen wir alle, spätestens seit 2012. In jenem Jahr passierte nämlich etwas Besonderes. Festhalten: Es geschah die Wiederkehr des Zahlenwerts des Ausgangstages des dreizehnten Baktun-Zyklus der Langen Zählung. „Hä?“, fragt ihr euch jetzt völlig zu Recht. Das Phänomen an dieser Stelle zu erklären, würde aber zu weit führen. Wichtig ist: Das passiert nur alle 5128 Jahre. Wegen einer Fehlinterpretation glaubten Esoteriker damals an den Untergang der Welt. Ist ja zum Glück gut gegangen.
Was weniger bekannt ist: Der Maya-Kalender steht in enger Verbindung zu ihrer Religion. So geht man davon aus, dass jeder Tag mit mindestens einer der zahlreichen Gottheiten verknüpft ist, die wiederum das Schicksal der Menschen bestimmen. Ihr Wohlwollen ist also wichtig, weshalb die Maya Opferrituale für ihre Götter abhielten — manchmal harmlos mit Blumen und Räucherwerk, manchmal blutig mit Tier- und Menschenopfern.
Schaut man sich die lange Liste ihrer Gottheiten an, mag man sich gar nicht ausmalen, wie viele Opfer die Maya ihnen bereitet haben müssen. Ob Götter des Fischfangs, der Bienen, der Jagd, der Erde, des Kriegs, des Kalenders, des Erdbebens, des Regens, der vier Himmelsrichtungen, der Fledermäuse oder der Fruchtbarkeit: Bei den Maya bleibt kein Thema frei von Religion. Eine Art Satan gibt es übrigens auch: Ah puch, den Dämon der Zerstörung oder auch „Herrn der sechs Höllen“. Ob die Maya auch schon Black Metal kannten, ist nicht überliefert.
Allzu viel wissen wir über die Götter der Maya bis heute leider nicht, was unter anderem mit der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert zu tun hat. Zu jener Zeit wurden die mittelamerikanischen Völker zwangchristianisiert, das Wissen um ihre eigene Religion wurde vernichtet oder ging verloren. Die meisten Informationen lassen sich heute von der Kunst der Maya ablesen, zum Beispiel von Skulpturen, Keramiken und Malereien. Darüber hinaus gibt es einige Schriften. Mehr als deren Interpretation ist meist nicht möglich.
Azteken:
Genau wie bei den Maya nahmen die Götter auch in der Kultur der Azteken eine zentrale Rolle ein, ob die der Überwelt Topan, der Mittelwelt Cemanahuatl oder der Unterwelt Mictlan. Einen besonderen Stellenwert schrieben die Azteken ihrem Regengott Tlaloc zu, weil seine Gutmütigkeit über Erfolg oder Nichterfolg der Landwirtschaft entschied. Zu den anderen wichtigen Gottheiten zählen der Wassergott Atlaua, der Maisgott Cinteotl und Opochtli, der Gott der Jagd und des Fischens.
Die Opferrituale der Azteken waren nach aktuellem Wissensstand brutaler und zahlreicher als die der Maya. So wurden zwar vor allem Kriegsgefangene und Eroberer geopfert, aber auch Krieger, Sklaven und Kinder aus den eigenen Reihen. Das Ritual als solches hing von der Gottheit ab, für die das Opfer gedacht war. So wurde je nach Gott oder Göttin verbrannt, mit Pfeilen durchbohrt, gehäutet oder „nur“ getötet. Auch Kannibalismus gab es bei den Azteken, und zwar in Form des rituellen Verzehrs besiegter Gegner. In der Wissenschaft halten bis heute Diskussionen darüber an, ob die Rituale der Azteken wirklich so grausam waren oder ob es sich dabei um Erfindungen der spanischen Eroberer handelt. Inzwischen gilt es allerdings als erwiesen, dass es sich tatsächlich so zugetragen haben muss. Bei allen wichtigen Beiträgen der Völkergruppen Maya und Azteken zur Kultur der Menschheit muss man also sagen: Das waren schon krasse Zeiten…
Ach ja: Eine Art Satan gibt es auch bei den Azteken, nämlich den „Herrn des Todes“ und Herrscher der Unterwelt. Der hieß Mictlantecuhtli. Klingt dämonisch, ist aber als Bandname nur mittelmäßig geeignet…
Text: Timon Menge