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Wacken Stories: Thomas Vollbrecht
In fast 30 Jahren W:O:A kommt einiges an Geschichten zusammen – ob abgefahren, herzerwärmend, hintergründig oder einfach lustig. Diese Geschichten haben wir gesammelt und dazu mit den Leuten gesprochen, die auf oder neben dem „Wacken Holy Ground“ leben, arbeiten und feiern. Ihre Erlebnisse zeigen den besonderen Geist des Festivals, deshalb viel Spaß mit besonderen Anekdoten, die es nicht überall gibt: Hier sind die „Wacken Stories“!
Thomas „Völle“ Vollbrecht (Band Host, radelnde Suchmaschine, W:O:A-Stammgast)
„Plötzlich war Dios Equipment verschwunden“
Seit 23 Jahren reist Thomas „Völle“ Vollbrecht nach Wacken, anfangs noch als Besucher, mittlerweile als Band Host, also Künstlerbetreuer. Damit gehört er als fester Bestandteil zur Mannschaft hinter den Kulissen. Trotz aller gebotenen Diskretion gewährt er uns einen kleinen Einblick in die sagenumwobenen Backstage-Bereiche.
„Zum ersten Mal bin ich 1996 nach Wacken gefahren, als Schreiber und Mitherausgeber des Scream Fanzine Germany. Das war das letzte Jahr, in dem die Bühne noch in der berühmten „Kuhle“ stand, wo sich heute das große Artist Village befindet.
Als ich damals am Donnerstagabend gegen halb neun zum Gelände gekommen bin, hat mich ein einsamer Ordner auf die große Wiese durchgewunken, wo inzwischen die Louder Stage steht. Da sollte der Parkplatz für die Künstler, VIPs und Pressemenschen sein, aber tatsächlich war ich mutterseelenallein. Auf der Suche nach etwas Essbarem musste ich anschließend durch das ganze Dorf laufen, weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Erst beim Imbiss bin ich einem anderen Metaller begegnet. Heute kann man sich das kaum vorstellen…
Seinerzeit war ich schon viel mit Musikern unterwegs, 1999 wurde ich dann offiziell von den Veranstaltern angesprochen, ob ich nicht auf dem Festival als Band Host arbeiten möchte. Das heißt: Künstler und Crew in Empfang nehmen und ihnen alles zeigen. Ich sage im Spaß immer, dass dieser Job hier erfunden wurde. Übertrieben gesagt bin ich das erste und das letzte Gesicht, das unsere Gäste zu sehen bekommen, und repräsentiere quasi den Veranstalter. Das beginnt mit Kleinigkeiten wie dem Weg zu den Duschen oder dem Catering und endet damit, dass ich die Techniker der Band mit unseren zusammenbringe. Ich helfe verlorene Instrumente von Fluggesellschaften wieder zu beschaffen und beantworte Fragen nach Bier.
Natürlich erinnere ich mich an einige ziemlich spezielle Geschichten, aber Diskretion wird bei uns groß geschrieben, deshalb kann ich nicht groß ausholen. Nur zwei Beispiele: In einem Jahr herrschte hier große Aufregung, weil der Trailer mit dem Equipment von Dio urplötzlich verschwunden war! Letztlich bin ich mit dem Fahrrad durch das ganze Dorf gerast. Sprichwörtlich in letzter Sekunde habe ich das Ding dann zum Glück gefunden. Oder der Tag, an dem mein Band Host-Kollege Stoney und ich mit Alice Cooper eine Runde durch Wacken drehen ‚mussten‘. Cooper hatte darum gebeten, weil er sich wirklich alles ansehen und erklärt haben wollte. Das war schon toll.
Früher fühlte sich der Job oft noch mehr nach, sagen wir, dem ‚Wilden Westen‘ an: Es wurde viel improvisiert, Dinge mussten manchmal über Köpfe hinweg entscheiden werden, um die Künstler pünktlich zur Bühne zu bringen. Heute läuft das ganz anders. Das Team bereitet Monate vorher alles so detailliert wie möglich vor, denn damit die Show pünktlich und reibungslos abläuft, muss alles wie ein Schweizer Uhrwerk funktionieren und ineinandergreifen. Und falls ich tatsächlich doch mal nicht mehr weiter weiß, kann ich mich jederzeit auf eine fantastische Artist Production im Hintergrund verlassen, die im Zweifel immer eine Lösung finden.“
Völles Wunsch für das 30. W:O:A, wenn alles möglich wäre:
„Eindeutig Dio. Sein letzter Auftritt mit Heaven And Hell war pure Magie. Um bei den Lebenden zu bleiben: Wenn ich einmal Angus Young beim Binden seiner Krawatte behilflich sein dürfte, könnte ich ruhigen Gewissens in Band Host-Ruhestand gehen.“
Text: Tom Küppers
Foto: Thomas Vollbrecht
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